Urs Koepfli
Der Präsident der MG Villmergen spricht im Interview über das ganz spezielle Jahreskonzert
Am vergangenen Mittwoch, 2. April, führte das Team der erzo ARA im Rahmen einer Veranstaltung der Volkshochschule Region Zofingen durch die Kehrichtverbrennungs- und Abwasserreinigungsanlage. Neben wissenswerten Fakten wurde ein Blick in die Zukunft geworfen, namentlich auf das Grossprojekt «Enphor».
Oftringen «Wie kommt die Volkshochschule auf die Idee, eine eine Abwasserreinigungsanlage zu besuchen?», fragt Hans Schüpbach, Vizepräsident der Volkshochschule zu Beginn der Führung. «Wir haben uns in vorgängigen Führungen schon mit dem Thema Wasser beschäftigt, da gehört es auch dazu, sich mit dem Abwasser auseinanderzusetzen», erklärt er. Weiter sei die erzo ARA eine bekannte Institution, welche eigentlich jeder kenne. «Man fährt hier jeden Tag vorbei, und trotzdem weiss man nicht wirklich, was hier vorgeht», so der Zofinger.
Die Gelegenheit der kurzen Vorstellung lässt sich der erzo-Geschäftsführer Friedrich Studer nicht nehmen: «Die Anlage in Oftringen ist eine der grössten der Schweiz», konstatiert der Wirtschaftschemiker. «Wir haben dabei zwei unterschiedliche Stöcke für die Abwasserreinigung: einen Stock für die kommunalen Partner, einen anderen für die Industrie, genauer die Siegfried AG.» Die Reinigung des Abwassers sei ein komplexer Prozess, könne aber einfach heruntergebrochen werden.
Das Wasser wird jeweils zuerst mechanisch mit Rechen und Absetzmöglichkeiten gereinigt, um es vom grössten Dreck zu befreien, beispielsweise Holzstücke, Sand oder Zigarettenstummel. Nach dieser ersten Reinigung wird das Wasser biologisch bearbeitet. Milliarden von Bakterien bauen in wenigen Stunden Höchstmengen von Schadstoffen ab. Gleichzeitig werden chemische Stoffe hinzugefügt, welche die im Wasser gelösten Phosphate trennen können. Danach kommt das Wasser in ein Nachklärbecken, wo sich die letzten Schadstoffe lösen. «Ein paar wenige Schadstoffe bleiben noch», gibt Adrian Burkart, seines Zeichens Bereichsleiter der ARA, zu bedenken. Für eine Zufuhr in die lokalen Gewässer reiche die Qualität jedoch allemal.
Friedrich Studer nutzte die gute Laune beim anschliessenden Apéro, um einen abschliessenden Blick in die Zukunft zu geben. Da komme man nicht um das viel besprochene Projekt «Enphor» herum. Im Mittelpunkt steht dabei ein Neubau und Ersatz der KVA, mitsamt Klärschlammtrocknung und einer Phosphorrückgewinnung. «Das Thema Phosphor beschäftigt uns dabei sehr», so Studer. «2016 beschloss der Bund aus heiterem Himmel, unseren Auftrag um die Trennung von Phosphor aus Klärschlamm zu erweitern. Zehn Jahre hätten wir Zeit. Wie das gemacht und finanziert werden sollte, davon war keine Rede.» Das zentrale Problem sei, dass die Phosphorgewinnung nicht rentabel sei. Dazu kommt, dass die grossen Schweizer Player im Markt auch nicht bereit seien, über dem Weltmarktpreis einzukaufen. «Die Idee, Phosphor zurückzugewinnen, ist eigentlich sehr sinnvoll, denn so schliesse man den Kreislauf: Phosphor ist im Dünger vorhanden und kommt mit diesem in das Essen, welches nach dem Verzehr durch Tiere und Menschen wieder ausgeschieden wird. Nun könnte man diesen Phosphor in einer ARA wieder lösen und erneut dem Dünger zukommen lassen.
Jedoch sei dieser neue Auftrag auch als Chance zu verstehen: Die Kehrichtverbrennung funktioniere zwar und sei bewährt, wurde aber «ned grad gester baut», wie Studer schmunzelt. Ein Erneuerungsbedarf bestehe auf jeden Fall. So dass mit neuen und effizienteren Systemen die Region noch viele weitere Jahre von leeren Mülleimern und sauberem Trinkwasser profitieren kann.
jdr
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