Fritz Ganath
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Emilie Wedekind-Kammerer ist vielen – wenn überhaupt – nur als Mutter des bekannten Dichters Frank Wedekind bekannt. Das Theaterstück «Eine Frau setzt sich durch» versucht das zu ändern und erzählt die bewegte Lebensgeschichte der taffen Schlossherrin lebendig.
Lenzburg Seit Jahren ist das Theaterstück «Eine Frau setzt sich durch» mit Museumsfreiwilligen fester Bestandteil des Programms auf Schloss Lenzburg. Es erzählt die bewegte Geschichte von Emilie Wedekind-Kammerer, der Mutter des bekannten Dichters Frank Wedekind. Schon früh in ihrem Leben begab sich die einstige Lenzburger Schlossherrin auf abenteuerliche Reisen.
Das Leben der 1840 geborenen Emilie Wedekind wurde früh turbulent: Mit 13 Jahren folgte sie ihrer Schwester Sophie, eine erfolgreiche Opernsängerin, nach Wien. Nachdem diese mit ihrem Mann nach Chile auswandert, folgt ihr Emilie erneut. Drei Monate ist sie mit dem Schiff unterwegs – alleine, mit 17 Jahren.
Ruhiger wurde ihr Leben auch danach nicht. In einem am 5. Mai vergangenen Jahres in dieser Zeitung erschienenen Artikel zur Entstehung des Stücks drückte es Gabriela Gehrig, Leiterin des Freiwilligenprogramms von Museum Aargau, wie folgt aus: «Ihr Leben böte wohl Stoff für eine ganze Netflix-Serie!»
So turbulent ihr Leben auch gewesen sein mag, die junge Frau vermochte sich stets zu behaupten. «Sie war eine echt taffe Frau!», wie es die Schauspielerin Ruth Manhart sagt. Seit der Uraufführung des Stücks im Jahre 2015 spielt Manhart die Rolle der Emilie Wedekind.
Es sei dann auch gerade diese Stärke und Resilienz von Emilie Wedekind, die Ruth Manhart für ihre Rolle begeistert: «Manchmal habe ich gar das Gefühl, ich sei sie.» Natürlich müsse man sich beim Theaterspielen in die Charaktere hineinversetzen, sagt die Schauspielerin. «Aber ich habe das Gefühl, mich gar nicht verstellen zu müssen, weil ich in uns so viele Ähnlichkeiten sehe.»
Ebenfalls eine wichtige Rolle im Theater, wenn auch nicht als Schauspielerin, nimmt Eva-Maria Metzger ein. Die Liste ihrer Aufgaben ist lang: Sie kümmert sich um die Requisiten, hilft den Schauspielerinnen mit ihren Kostümen, verteilt vor den Aufführungen Flyer und moderiert das Theaterstück. Wie Ruth Manhart ist sie seit der Entstehung des Freiwilligen-Programms von Museum Aargau im Jahr 2009 mit dabei.
Sie sieht den Reiz des Theaters auch in der Nähe zum Publikum: «Die Leute sitzen nicht einfach starr auf ihren Stühlen. Sie sind nahe an den Schauspielerinnen und laufen hin und her.» Denn eine Bühne im klassischen Sinne gibt es nicht: Das Theater findet im Schlosshof, in einem Zimmer im Wohngebäude und im Schlossgarten statt. «Abschrankungen gibt es keine», fügt Metzger an.
Langweilig sei ihnen das Stück auch nach den vielen Jahren noch nicht geworden. Denn irgendwie sei doch immer wieder etwas anders. Auch während den Aufführungen komme es öfters zu Unvorhersehbarem. «Letztes Jahr war es an einem Sonntag so heiss, dass die Leute nicht so lange im Schlosshof hätten stehen können. Da mussten wir schnell einen neuen Platz suchen», erzählt Ruth Manhart. «Wir sind aber mittlerweile ein so eingespieltes Team, da sind auch solche Situationen kein Problem», ergänzt Eva-Maria Metzger.
Die erste Aufführung in diesem Jahr findet am Sonntag, 21. April, statt. Bei Ruth Manhart ist die Vorfreude bereits gross: «Am Samstag habe ich meiner Tochter geschrieben, dass ich mich darauf freue, gemeinsam mit ihr wieder das Schloss zu rocken!» Mit der Tochter meint die Schauspielerin in diesem Fall Silvia Hediger, die Wedekinds Tochter Emilie Richenza, genannt Matti, spielt. In gut einer Woche also lassen die beiden die Geschichte einer bemerkenswerten Frau erneut zum Leben erwachen.
Von Adrian Oberer
Während der Saison findet an einem Sonntag im Monat eine Aufführung statt. Der Eintritt ist im Museumseintritt inbegriffen.
Weiter Informationen: www.museumaargau.ch/schloss-lenzburg
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