Antonia Anner
über das Chlauschlöpf-Training in Ammerswil
Während fünf Monaten begleitet ein TV-Produktionsteam den insiemeChor – more than Voices bei seinen Vorbereitungen und dann beim grossen Auftritt im KKL Luzern. Die vierteilige Dokumentarserie «Ein Chor für alle Fälle» gewährt spannende Einblicke und zeigt gelebte Inklusion. Diese Serie wird am 2. und 9. November auf 3sat ausgestrahlt.
Aarau/Lenzburg Der insiemeChor – more than Voices wurde 2012 gegründet und ist Teil von insieme Aarau-Lenzburg, einer Vereinigung, die Menschen mit Beeinträchtigung eine Stimme gibt. Knapp 40 Chormitglieder mit und auch ohne Beeinträchtigung lieben das Singen und proben zusammen mehrmals im Monat am Sonntag unter der Leitung von Cécile und Bruno Driutti. Der insiemeChor verfolgt mehrere Projekte im Jahr und tritt immer mal wieder an diversen Anlässen auf.
Im Auftrag von 3sat meldete sich im Sommer 2023 die TV-Produktionsfirma B&B Endemol Shine aus Zürich bei iniseme Aarau-Lenzburg mit der Anfrage für eine mehrteilige Dokumentation über den insiemeChor. Sie suchte einen Chor, der die Inklusion thematisiert und hatte vom insiemeChor erfahren, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen singen. «Wir sagten zu, aber mit der Bedingung, dass unser Chor in dieser Dokumentation so dargestellt wird, wie er wirklich ist, und dass nichts beschönigt oder gespielt wird», erzählt Mary-Claude von Arx, Präsidentin insieme Aarau-Lenzburg.
Und so begleitete das TV-Produktionsteam den insiemeCHOR vom Februar bis Juni durch viele Proben bis hin zum Konzert am 27. Juni 2024 im KKL Luzern. Am Anfang sei die Anwesenheit von Kameras und Filmcrew für die Chormitglieder noch ungewohnt gewesen, erinnert sich die Präsidentin. Doch Produktionsleiterin Susanne Arnold habe immer wieder nachgefragt, ob es so für alle stimme und habe mit viel Respekt sowie Empathie eine familiäre Wohlfühlatmosphäre schaffen können, so dass mit der Zeit das Filmen wie selbstverständlich dazugehörte.
«Chorleiterin Cécile Driutti und ich waren ständig im Austausch mit dem TV-Produktionsteam und es gab auch Diskussionen mit der Schauspielerin und Musicaldarstellerin Susanne Kunz, wie was umgesetzt werden soll. Schlussendlich haben wir immer wieder einen Weg gefunden, dass es für alle gestimmt hat, und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden», betont Mary-Claude von Arx.
Die Dokumentarserie umfasst vier Folgen à je zirka 45 Minuten. Sie beginnt mit dem Auftakt, wo Schauspielerin und Musicaldarstellerin Susanne Kunz den insiemeChor bei einer Probe überrascht und das Geheimnis von einem gemeinsamen Auftritt im KKL Luzern vor 800 Zuschauern lüftet. Susanne Kunz singt und probt tatkräftig mit. Im zweiten Teil gibt es ein Casting für die Solo-Einsätze am Konzert. Wer kommt weiter und wer nicht? Immer wieder eingestreut sind Hintergrundstorys, wo man einzelne Chormitglieder auch im Alltag und bei der Arbeit näher kennenlernt.
Im dritten Teil gehen die Emotionen hoch und der Chor befindet sich wenige Wochen vor dem Auftritt im Ausnahmezustand. Schafft man es, diese Aufgabe gemeinsam zu meistern? Das grosse Finale folgt im letzten Teil. Fünf Monate hat der Chor intensiv geprobt. Die Generalprobe steht an. In einem gemeinsamen Ritual stärkt Mentorin Susanne Kunz das Selbstbewusstsein aller Chormitglieder. Sie sind bereit für den Auftritt im KKL Luzern. Die Unterschiede zwischen den Chormitgliedern mit und ohne Beeinträchtigung verlieren sich. Jeder hat seine Stärken, Schwächen und Ängste. Auf der Bühne stehen am Ende nur Menschen.
«Wir von der Leitung haben die Dokumentation schon gesehen und mussten oft schmunzeln, da wir über die Porträts noch viel über die eigenen Leute erfahren haben», resümiert Mary-Claude von Arx. «Wir hatten eine gute Zeit zusammen und es hat sich absolut gelohnt, diese Doku zu machen. Wir haben alle von dieser Erfahrung profitiert. Und die Doku zeigt, dass Inklusion auf verschiedenen Ebenen machbar ist, wenn man das Resultat sieht. Der insiemeChor strahlt seine Freude an der Musik aus und berührt die Leute mit seinem Gesang. Er kommt gut an, das ist wunderschön.»
Von Olivier Diethelm
Vierteilige Dokumentation über den insiemeChor auf 3sat
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