Fritz Ganath
Der Chef des Regionalen Führungsorgans spricht über die Herausforderungen beim…
Ein Zweckumbau 1941 und Holzwürmer setzten dem 1802 in Kölliken erbauten Strohdachhaus zu und schwächten die Konstruktion. Sicherungsmassnahmen stabilisieren das Denkmal nun vorläufig. Am Samstag, 13. April, ist Saisoneröffnung des Dorfmuseums mit der Sonderausstellung «Öises Strouhus rette – Dokumentation zu Holzwurm & Balkenbruch».
Kölliken Wer durch Kölliken fährt, dem fällt das stattliche Strohdachhaus auf, das an der Hauptstrasse 43 steht. Das mittlerweile 222-jährige ehemalige Bauernhaus im Firstständerbau ist hierzulande eine Rarität, denn von solchen Stroh gedeckten Hochstudhäusern gibt es nur noch rund ein Dutzend in der Schweiz.
1981 von der Einwohnergemeinde Kölliken erworben, ist das Strohdachhaus seit 1987 ein Dorfmuseum, das Einblicke in die Lebensweise einer wohlhabenden Bauernfamilie von damals gibt. Es zeigt aber auch auf, wie seinerzeit dieser Holzhaustyp gebaut wurde. Eine Seniorengruppe kümmert sich seit Jahren ehrenamtlich und mit viel Herzblut um den Unterhalt des Dorfmuseums.
Im Winter 2022/23 wurde bemerkt, dass sich auf der Seite zur Hauptstrasse das Vordach des Stalles deutlich abgesenkt hatte. Auf der Heubühne sah man, dass einige der Balken Brüche und Verformungen aufwiesen. Hinzugezogen wurden Martin Hoffmann, Experte für historischen Holzbau, sowie Judith Bertram von der Kantonalen Denkmalpflege.
Hoffmann stellte fest, dass sich die Holzkonstruktion in einer drehenden Fallbewegung befand und einzustürzen drohte. Mit dem Einbau von Sicherungskonstruktionen stoppte er diese Bewegung.
Holzbau-Ingenieure der Makiol Wiederkehr AG planten weitere Sicherungsmassnahmen. Durch Holzbalken innen und aussen ist die Stabilität des Hauses nun vollständig gewährleistet und die Gefahr eines Einsturzes gebannt.
Das Strohdachhaus in Kölliken ist ein Firstständerbau mit vier First-ständen, also senkrecht stehende, behauene Baumstämme vom Erdboden bis zum aufliegenden Firstbalken. An diesem hängen die Dachsparren, welche die Basis für die Dachbedeckung bilden. Die Hauptkraft der ganzen Konstruktion wird über die vier Firstständer abgeleitet. Die Gesamtkonstruktion steht in einem Gleichgewicht der Kräfte.
Dieses wurde 1941 mit dem Einbau eines Heuliftes gestört. Dazu musste einer dieser Firstbalken weichen und wurde durch ein Joch mit mehreren Stützpfeilern ersetzt, um Platz für das Heu zu schaffen.
Obwohl einwandfreie Arbeit geleistet wurde, wirkten nun die Kräfte in der Konstruktion anders. Das führte zu einer Überbelastung anderer Holzbalken. Auch Holzwürmer schwächten über all die Jahre das Holz. Mit der Neueindeckung des Daches 2020 stieg die Belastung der Konstruktion weiter. All diese Faktoren führten im Laufe der Zeit zum Ermüdungsbruch einiger Holzbalken.
Zur Saisoneröffnung des Dorfmuseums am Samstag, 13. April, um 17 Uhr richtet die Museumskommission die Sonderausstellung «Öises Strouhus rette – Dokumentation zu Holzwurm & Balkenbruch» ein. Die Geschichte rund um die Umbauten im Strohdachhaus und der Einfluss von «Holzfressern» ist mit Bildern und Skizzen anschaulich dokumentiert und gibt den Besucher/innen interessante Informationen im Hinblick auf die geplante Restauration, die im kommenden Winter beginnen soll.
Mit dieser Sonderausstellung soll die Bevölkerung einen aktuellen Bezug zu «ihrem» Dorfmuseum bekommen, auch im Vorfeld der kommenden Gemeindeversammlungen. Die Restauration wird einiges zu Buche schlagen. Doch das ist eine Investition für kommende Generationen. «Das Strohdachhaus ist ein lebendiges Haus, ein Ort der Begegnung mit der Vergangenheit und ein historisches Juwel, das es unbedingt zu erhalten gilt», hält Andrea-Carlo Polesello fest.
- - - - -
Saisoneröffnung
mit Sonderausstellung «Öises Strouhus rette –
Dokumentation zu Holzwurm & Balkenbruch»
am Samstag, 13. April, 17 Uhr (Apéro, Führung)
Öffnungszeiten 2024:
Sonntage vom 14. April bis 7. Juli und 11. August bis 27. Oktober,
jeweils von 15 bis 17 Uhr
Weitere Informationen/Events: www.koelliken.ch
Von Olivier Diethelm
Lade Fotos..